Bei sexueller Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen geht es nicht in erster Linie um Sexualität, sondern um die Ausübung von Macht. Das Sexuelle wird Mittel zum Zweck. Der Täter will seine Überlegenheit über das Opfer erleben und demonstrieren.

Für diese Form der Gewalt wird häufig der Ausdruck "sexueller Missbrauch" verwendet. Das ist nicht unproblematisch, da dieser Begriff suggeriert, es gäbe auch einen "legitimen Gebrauch" von Kindern oder kindlicher Sexualität. Darum sprechen wir hier von sexueller oder sexualisierter Gewalt.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) von 2007 hält fest:

  • Jährlich werden bis zu 15.000 Fälle angezeigt.
  • Die Dunkelziffer liegt bei 300.000 bis 400.000 Taten im Jahr. 
  • Etwa jedes 4. Mädchen und jeder 7. Junge macht sexuelle Gewalterfahrungen.
  • 90% der Missbrauchsfälle finden vor dem 12. Lebensjahr statt.
  • Opfer bekommen im Schnitt erst bei der 7. Person Hilfe. 
  • In ca. 70% der Fälle ist der Täter den Kindern bekannt.
  • in 90% der Fälle sind die Täter männlich.

Sexuelle Gewalt ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor einem Kind vorgenommen wird. Das geschieht entweder gegen den Willen des Kindes, oder das Kind kann aufgrund seiner körperlichen, intellektuellen und emotionalen Entwicklung und Unterlegenheit nicht frei und informiert zustimmen.

Formen sexueller Gewalt können sein:

  • Sexuelle Belästigung
  • nicht legitime Zärtlichkeiten
  • unsittliche Berührung des Kindes oder Jugendlichen
  • die Aufforderung an das Kind bzw. den Jugendlichen, Dritte unsittlich zu berühren
  • eine unangemessen sexualisierte Sprache gegenüber Kindern und Jugendlichen
  • Kinder und Jugendliche pornographischen Bildern, Schriften, Fantasien auszusetzen
  • sie zum Erstellen pornographischer Bilder und Filme zu missbrauchen
  • (bei sexueller Gewalt muss es nicht zur Berührung kommen!)

Der Täter richtet zu seinem Schutz ein Tabu auf, in dem er das Kind / den Jugendlichen zur Geheimhaltung verpflichtet. Auf sehr perfide Weise wird dem Kind gedroht, nichts zu sagen über das, was da gerade war: "Du willst doch nicht, dass mir etwas passiert! Du willst doch nicht, dass ich ins Gefängnis komme, deine Mutter krank wird oder dass du ins Heim kommst ..."  Das Kind/der Jugendliche wird somit zur Sprach-, Wehr- und Hilflosigkeit gezwungen und erzogen. 

Abgrenzung:

Zuwendungen, Zärtlichkeiten gegenüber Kindern werden dann zu sexueller Gewalt, wenn der Täter etwas Sexuelles daraus macht, wenn Kinder zur Anregung oder Befriedigung der eigenen (Macht-)Bedürfnisse und Sexualität benutzt werden. Missbrauch geschieht nicht versehentlich!

 

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